Supermarkt alleine reicht nicht

Immer mehr Supermärkte und Discounter gehen bei ihren Ladenkonzepten neue Wege. Oft sollen dabei im gleichen Gebäude verschiedene Nutzungen gebündelt werden.

So hat Rewe seit einigen Jahren sein Konzept „Rewe to go“ am Start, das auf einer kleinen Verkaufsfläche in Innenstädten ein überschaubares Sortiment bietet, sich zudem an Berufstätige wendet, die morgens einen Kaffee kaufen wollen. Auch Aldi zieht es in verdichtete Innenstädte. Ende 2021 eröffnete Aldi-Süd in Köln auf 540 Quadratmetern seine kleinste Filiale. Normalerweise suchen Super- und Drogeriemärkte Flächen mit mindestens 2.000 Quadratmetern.

Neue Läden kommen ohne große Kundenparkplätze aus

Die Handelsfirmen buhlen in den Großstädten dabei mit anderen Immobilieninvestoren, die Wohnungen oder Büros errichten wollen, um das knappe Gut Bauland und Verkaufsflächen. Während die Händler vor einigen Jahren keine Flächen ohne Pkw-Stellplätze angemietet oder gekauft hätten, sind sie mittlerweile flexibler. Außerdem wollen sie näher an ihren Kunden sein, weswegen sie zunehmend in Wohngegenden neue Läden eröffnen und es sie nicht auf Grundstücke an Einfallstraßen zieht.

Bei diesen dezentraleren Geschäften ist es eine Option, bestehende Läden aufzustocken. Fast immer bestehen diese aus einem Erdgeschoss mit Satteldach. Mittlerweile gibt es häufiger Überlegungen, diese mit Wohnungen aufzustocken beziehungsweise bei der Planung eines Neubaus Wohnungen einzuplanen. Das kann zunehmend ein Argument sein, dass die Gemeinde das Bauvorhaben überhaupt bewilligt.

So will Lidl in Frankfurt am Main eine Filiale abreißen, die samt Parkplatz ein 7.700 Quadratmeter großes Grundstück belegt. Lidl plant mit der kommunalen Gesellschaft ABG 110 Wohnungen auf dem Gelände, davon 40 über der neuen Filiale und weitere 70 in einem eigenen Gebäude.

Schallschutz versus Anlieferverkehr

Aber die Mischnutzung birgt auch Tücken. So muss einerseits an den Schallschutz gedacht werden, der bei einer Wohnnutzung strenger ist als bei einer reinen gewerblichen Nutzung. Supermärkte werden zumeist morgens sehr früh beliefert. Das verursacht Lärm. Man kann dem dadurch entgegenwirken, dass die Anlieferzone umbaut wird. Auch Einkaufswagen können laut sein, wenn sie über Gehwege und Parkplätze gerollt werden.

Komplizierter ist es, auf bestehenden Gebäuden zusätzliche Wohnungen zu bauen. Meist lässt die Statik dies nicht zu. Als Alternative bleibt, das Gebäude abzureißen und als gemischt genutzte Immobilie neu zu errichten. Allerdings ist dann die Bauzeit wesentlich länger als bei einem „Einkaufs-Bungalow“. Dies ist wertvolle Zeit, in welcher der Betreiber keine Waren verkaufen kann.

Dennoch ist festzustellen, dass immer mehr Hybridimmobilien geplant werden. In der Nähe von Stuttgart wurde eine Kita auf ein Aldi-Süd-Gebäude gesetzt. In Tübingen finden sich Studierendenappartements über einem Discounter. In Berlin-Pankow will Aldi-Nord etwa 100 Wohnungen über einem Markt errichten. Um nur einige Beispiele zu nennen.